WAHLKREISPROGNOSE I 26. DEZEMBER 2023

Wie die neuesten Trendzahlen in Thüringen zeigen, ist die AfD jetzt deutlich stärkste Partei. Zulegen kann die Linke, was nicht zuletzt an den hohen Zustimmungswerten für Bodo Ramelow liegen dürfte.

Situation in den Wahlkreisen

Ein wesentlicher Stimmungswechsel seit der letzten Analyse im Mai lässt sich bei Verteilungen der Wahlkreisvorsprünge feststellen: so kommt die AfD auf insgesamt 36 mögliche Direktmandate – neun mehr als zuvor. Die Linke verteidigt ihre bisherigen Mehrheiten, verzeichnet nur einen Verlust und kommt auf sechs potenzielle Wahlkreisgewinne. Traditionell punktet die Thüringer CDU mit starken Kandidateneffekten, was ihr häufig viele Direktmandate bescherte. Nach aktueller Lage bleibt die CDU zwar vielerorts Erststimmenstark, unterliegt aber in den meisten Fällen der viel stärkeren AfD. Nur noch zwei Direktmandate – sieben weniger als im Mai – werden derzeit von der CDU geholt.

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Regierungszufriedenheit: Kritische Stimmen überwiegen

Das Agieren der Thüringer Landesregierung und der Bundesregierung wird von den meisten Befragten kritisch beäugt. Besonders viel Gegenwind (81%) erhält die Ampel-Koalition im Bund: 59 Prozent sind „gar nicht zufrieden“ und 22 Prozent „weniger zufrieden“. Nur 19 Prozent äußern sich wohlwollend.

Weniger kritisch ist das Bild über die Rot-Rot-Grüne Landesregierung: hier sind immerhin 45 Prozent sehr oder eher zufrieden, während 55 Prozent ihrem Handeln ablehnend gegenüber stehen.

Koalitionen

Wenn es darum geht, wie die Landesregierung nach der Wahl zusammengesetzt sein sollte, dann erhält eine Koalition aus AfD und CDU mit 41 Prozent die höchste Zustimmungsrate.

Dahinter folgen die Kombinationen aus Linken, CDU und SPD sowie Linken, SPD und BSW, beide mit 33 Prozent Zustimmung. Ähnlich gut wird das amtierende Bündnis aus Linken, SPD und Grüne bewertet sowie Linke, CDU und BSW bei jeweils 32 Prozent Zustimmung, ebenso 32 Prozent Zustimmung erhält eine Allianz zwischen AfD und BSW. Etwas weniger Zuspruch finden Koalitionen, die die FDP einschließen, wobei die Kombination aus CDU, SPD, Grüne und FDP mit 19 Prozent die geringste Zustimmung erfährt. Am wenigsten Rückhalt hätte eine Koalition aus Linke und AfD mit nur 17 Prozent Zustimmung.

CDU-Wähler setzen eher auf Koalitionen mit Linken als mit der AfD. Das ist das Ergebnis der Koalitionspräferenz nach einzelnen Parteianhängern. Demnach rangiert unter CDU-Wählern eine Konstellationen aus Linken und CDU auf Platz eins (50%) gefolgt von Linken, CDU und SPD sowie einer Deutschland-Koalition (je 41%). Blau-Schwarz kommt im CDU-Lager an vierter Stelle, wird mit 33 Prozent positiv bewertet.

AUSWERTUNG NACH PARTEIANHÄNGERN AUFRUFEN

Welche Partei soll die Landesregierung führen?

Auf die Frage, welche Partei die Landesregierung von Thüringen anführen soll, setzt eine Mehrheit von 36 Prozent auf die AfD. Etwas weniger nennen hier die Linke (32%). Mit größerem Abstand folgt der Wunsch nach einem CDU-geführten Kabinett (20%).

Wie sollen Thüringens Ministerien zukünftig besetzt werden?

Teil dieser Erhebung war außerdem die Frage, welche Partei sich die Wahlberechtigten zukünftig in den einzelnen Landesministerien wünschen. Wenn es um die Besetzung des Ministerpräsidenten-Amts geht, wollen jeweils 28 Prozent jemand von Linken oder AfD. 21 Prozent setzen auf einen CDU-Ministerpräsidenten. Zwölf Prozent sprechen sich dafür aus, dass der zukünftige Ministerpräsident keiner Partei angehört. Bei allen weiteren Bereichen wird die AfD mehrheitlich bevorzugt, einschließlich von sicherheits- und verfassungsgelagerter Fragen.

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Direktwahl Ministerpräsident

Im Zuge der aktuellen Erhebung wurden mehrere Szenarien für die Direktwahl des Ministerpräsidenten abgefragt. Bei allen abgefragten Versionen in denen Bodo Ramelow zur Auswahl steht, liegt er weit voraus.

Beim Fünf-Personen-Szenario würden 40 Prozent Bodo Ramelow als Ministerpräsidenten bestätigen. Könnten die Befragten per Direktwahl den Ministerpräsidenten wählen, würden sich 30 Prozent für Björn Höcke entscheiden. Mit weitem Abstand folgen Mario Voigt (11%) vor Kurzzeit-Ministerpräsident Thomas Kemmerich mit sechs Prozent und Georg Maier (4%).

In der um Sahra Wagenknecht erweiterten Direktwahlfrage erreicht Ramelow 33 statt 40 Prozent. Höcke erzielt 26 statt 30 Prozent. Sahra Wagenknecht belegt Rang drei und 13 Prozent. Mario Voigt und Thomas Kemmerich schneiden jeweils um einen Zähler schlechter als im ersten Szenario ab. Georg Maier bliebe Schlusslicht und vier Prozent.

Sahra Wagenknecht würde gegen Bodo Ramelow auch dann unterliegen, stünden nur sie und er zur Wahl: Für Ramelow entscheiden sich 45 Prozent und für Wagenknecht 15 Prozent aller Wahlberechtigten. Bodo Ramelow erreicht ähnliche Werte, wenn seine direkten Kontrahenten Mario Voigt (45 zu 24) oder Georg Maier (49 zu 13) hießen.

Den mit Abstand besten Anteil würde Bodo Ramelow erzielen, wenn AfD-Chef Björn Höcke direkter Duellant wäre: die Hälfte aller Thüringer würden sich in diesem Fall für Ramelow entscheiden – Höcke kommt auf 27 Prozent.

Obschon sich die Thüringer AfD nach neuesten Zustimmungsdaten im Aufwind befindet, unterliegt Björn Höcke bei allen Direktwahlauseinandersetzungen – selbst gegen das Personal viel schwächerer Parteien. CDU-Chef Mario Voigt würde sich mit 30 Prozent gegen Höcke (28%) durchsetzen. Georg Maier von der SPD würde mit 25 Prozent gegen Björn Höcke mit 20 Prozent gewinnen.

Popularitätsindex

Von allen abgefragten Politikern in Thüringen erhält Sahra Wagenknecht die meiste Zustimmung. Knapp dahinter folgt Bodo Ramelow mit einem Indexwert von 53. Drittbeliebtester Politiker ist Co-Landeschef Stefan Möller (AfD) mit 44 Resonanzpunkten. Er ist gleichzeitig die populärste AfD-Persönlichkeit im Freistaat. Gleich starkes Vertrauen genießen die Linken-Politikerinnen Heike Werner und Birgit Pommer sowie Sonneberg-Landrat Robert Sesselmann. Wolfgang Tiefensee (SPD) und Stephan Brandner (AfD) kommen auf je 42 Punkte. Ähnlich bewertet werden Georg Maier (SPD) und Mario Voigt (CDU) mit 39 bzw. 38 Resonanzpunkten. Björn Höcke belegt Platz 20 und ist gleichwohl unbeliebtester AfD-Politiker. Auf den hinteren Plätzen rangieren Thomas Kemmerich (Platz 29), Bernhard Stengele (Platz 26) und Steffen Teichmann (Platz 36).

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Sonntagsfrage zur Landtagswahl

Wären schon nächsten Sonntag Landtagswahlen, dann wäre die AfD mit 36,5 Prozent deutlich stärkste Partei. Gegenüber der Mai-Umfrage entspricht das einem Zuwachs von 6,5 Prozentpunkten. Im Aufwind befindet sich außerdem die Linke, die von 25 auf 27 Prozent klettert. Alle anderen Parteien müssen Verluste hinnehmen: angeführt von der CDU, die nach 17,5 Prozent im Mai jetzt 16 Prozent erhält. Auch die SPD gibt ordentlich Punkte ab: von zehn Prozent geht es auf sieben Prozent abwärts. Den Sprung über die Mandatshürde verpassen indes FDP (4%) und Grüne (3%).

ZUM WAHLKREISTREND

Szenarien Sonntagsfrage

Neben der neutralen Sonntagsfrage zur Landtagswahl wurden mehrere Szenarien abgefragt. So auch der Einfluss einer Partei um Sahra Wagenknecht. Stünde das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) zur Wahl, hätte es auf Anhieb 22,5 Prozent und würde den zweiten Platz vor den Linken (20,5%) belegen. Stärkste Kraft, wenn auch deutlich schwächer als in der neutralen Abfrage, wäre die AfD mit 27,5 Prozent.

Angenommen Linke, BSW und SPD würden auf eine Kandidatur verzichten und sich stattdessen um eine „Liste Bodo Ramelow“ organisieren, würde ein solches Bündnis mit 35 Prozent auf Schlagdistanz zur AfD (37%) liegen. Vieles deutet dann auf ein Drei-Parteien-Parlament hin, weil nur die CDU als weitere Partei (15%) vertreten wäre.

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Information zur Datenerhebung:

Die präsentierten Zahlen zu den Stimmungsbildern ergeben sich aus einer zwischen 17.12. bis 24.12.2023 unter 987 wahlberechtigten Personen ab 18 Jahren durchgeführten Repräsentativbefragung.

Die Repräsentativbefragung erfolgte über geschlossene Online-Panels. Die Rohdaten wurden dort wo nötig nach Kriterium der Bevölkerungsfortschreibung gewichtet. Die Fehlertoleranz beläuft sich auf durchschnittlich +/-3,1 Punkte.