WAHLKREISPROGNOSE I 27. JULI 2023

Nach bundespolitischer Stimmung gewinnen die Unionsparteien dazu. Verluste werden für Grüne, SPD und AfD gemessen. Bei der AfD-Abgrenzungsfrage sind die Deutschen gespalten. Außerdem wurde näher beleuchtet, inwieweit verschiedene Wahl-Szenarien Einfluss, einschließlich einer Unions-Koalitionsöffnung Richtung AfD, auf das Wahlverhalten hat.

Welche Auswirkung hat die Abgrenzung von der AfD auf das Erreichen politischer Ziele?

Die relative Mehrheit der Deutschen (35%) bezweifelt, dass die AfD-Abgrenzung anderer Parteien Auswirkungen auf das Erreichen politischer Vorhaben hat. Dass sich die Abgrenzung positiv auswirke meinen 30 Prozent – 26 Prozent glauben dies habe negative Folgen. Neun Prozent wollten sich spontan kein Urteil zu dieser Frage bilden.

In Dörfern bzw. Landgemeinden (37%) sowie lebendigen Großstadtlagen (34%) überwiegt die Meinung am stärksten, dass es positive Folgen habe, sich von der AfD abzugrenzen. In Kleinstädten werden überproportional viele Stimmen beobachtet, die eine schlechte Entwicklung vermuten, sollten sich andere Parteien weiterhin von der AfD abgrenzen.

Meinungsbild: Wie angemessen erscheint das Verhältnis der Parteien zur AfD?

Auf die Frage, ob sich einzelne Parteien zu stark oder zu wenig von der AfD abgrenzen würden, gibt es bei keiner Partei klare Tendenzen in die ein oder andere Richtung.

Über alle Parteien sagen die meisten Wahlberechtigten, dass sie sich „angemessen“ von der AfD distanzieren würden. Am höchsten fallen die Werte für „angemessen“ bei CSU (39%), SPD (38%), CDU (37%) und Grünen (36%) aus. 29 Prozent finden, dass sich die Grünen zu stark von der AfD abgrenzen würden (29%). Über SPD und Linke sagen das jeweils 26 Prozent. 24 Prozent geben an, dass sich die CDU zu wenig von der AfD abgrenzen würde – bei alle anderen Parteien fällt jener Wert geringer aus.

K-Frage

Bei der Direktwahlfrage rücken Olaf Scholz und Friedrich Merz wieder enger zusammen. Demnach würden den amtierenden Kanzler 26 Prozent bei einer Direktwahl unterstützen – fünf Zähler weniger als im letzten Monat. Um drei Punkte auf 24 Prozent zulegen kann Friedrich Merz. Auffällig hohe 50 Prozent würden sich für keinen der beiden entscheiden.

Olaf Scholz (24%) führt – wie schon zuvor – im Dreierszenario mit Friedrich Merz und Alice Weidel, gibt jedoch Punkte ab (-3%). Friedrich Merz erreicht 18 Prozent (+3%) und Alice Weidel 16 Prozent (+1%).

Parteikompetenzen: SPD bei Verteidigungspolitik führend

Im Durchschnitt aller Kompetenzwerte liegen CDU/CSU (21%) vor SPD (18%) und AfD (16%). Die wichtigsten Probleme in Deutschland lösen könne laut Mehrzahl die C-Parteien (26%). Wenn es um den Umgang mit der Bundeswehr geht vertraut die relative Mehrheit (25%) am stärksten der SPD. Die AfD punktet beim Asylthema (24%). Weitere Kompetenzfelder und wie die Parteien dort abschneiden, finden Sie exklusiv im Feed von Interaktiv.Wahlkreisprognose.de.

Situation in den Wahlkreisen

Klare Zuwächse bei den Direktmandaten verbuchen CDU/CSU, die 154 Wahlkreise (+15) erobern. 79 Wahlkreise gehen zur SPD (-3). Verluste von je sechs Mehrheiten ergeben sich für AfD (51) und Grüne (13). Die Linke hält ihre zwei Wahlkreise aus dem Vormonat.

Die vollständigen Erststimmentrends finden Sie bei Interaktiv.Wahlkreisprognose.de

Die Meisten wollen weiterhin Neuwahlen

30 Prozent der Befragten (Vormonat: 29%) möchte, dass die aktuelle Koalition aus SPD, Grünen und FDP bis zum Ende der Regierungszeit im Amt bleibt. Ähnlich im Anteil bleibt außerdem die Gruppe derer, die für vorzeitige Neuwahlen sind (38%). Dass ein fliegender Wechsel hinzu anderen Konstellationen – ohne vorherige Bundestagswahlen – stattfindet, ist der Wunsch von 15 Prozent aller Stimmberechtigten.

Wahlgründe zur Bundestagswahl

Für 43 Prozent aller Befragten ist es die Bundespolitik, die den Ausschlag beim aktuellen Wahlverhalten gibt. Vergleicht man das mit dem Vormonat sind das sechs Zähler mehr. Auch die Landespolitik (41%) wird nun häufiger als zuvor genannt (+5%). Die grundsätzliche Werteüberzeugung bleibt ähnlich ausschlaggebend wie zuvor (42%).

Die Wahlmotive nach einzelnen Parteianhängern finden sie exklusiv bei interaktiv.Wahlkreisprognose.de

Sonntagsfrage

Bei der Sonntagsfrage klettern die Unionsparteien um einen Punkte auf 25 Prozent. Jeweils 20,5 Prozent werden für SPD (-0,5%) und AfD (-0,5%) gemessen. Nur noch 13 Prozent ermitteln sich für die Grünen (-1,5%). Danach folgt die FDP mit verbesserten sieben Prozent. Unverändert 4,5 Prozent kommt für die Linke zustande.

ZUM WAHLKREISTREND

Sonntagsfrage nach verschiedenen Szenarien

In dieser Befragung näher beleuchtet wurde außerdem, wie die Wahlpräferenz zur Bundestagswahl im Falle verschiedener Szenarien ausfällt. Das umfasst die an hypothetischen Unions-Spitzenkandidaten Hendrik Wüst, Friedrich Merz oder Markus Söder gekoppelte Parteiabfrage.

Ein weiteres Szenario, welches den Interviewteilnehmenden zur Abstimmung vorgestellt wurde, bezieht sich auf einen hypothetischen SPD-Spitzenkandidaten Boris Pistorius. Anders als in der neutralen Sonntagsfrage wäre die Pistorius-SPD mit 27,5 Prozent klar stärkste Partei vor Weidels AfD (20%) und einer deutlich geschwächten Union mit Merz (17%).

Auch wenn Friedrich Merz für die Union ins Feld gehen würde, Sahra Wagenknecht statt mit eigener Liste für die Linke kandidiert und SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz wäre, kommt die Merz-Union nur auf 21 Prozent – gleichauf mit der SPD. Dank Sahra Wagenknecht wäre die Linke mit zwölf Prozent klar im Bundestag vertreten – die AfD würde so schwach abschneiden wie in keinem der anderen Szenarien.

MEHR SZENARIEN-DATEN
  • Schwerpunkte der Analyse: repräsentative Stimmungsbilder | Werte in Prozent(-punkten)
  • Feldzeit: 26.07. bis 27.07.2023
  • Methode: CAWI/Befragung via geschlossene Online-Panels
  • Grundgesamtheit/Befragte: n=1.525 Wahlberechtigte Bürger:innen ab 18 Jahren | stat. Fehler ∅+/-3,1%
  • Rohdatengewichtung: Soziodemographie aus Fortschreibung amtlicher Statistiken
  • Finaltrend zur Sonntagsfrage: aufgeschlüsselt nach modifiziert (zusätzliche Berücksichtigung von Wahlmotivationsverhalten) und nicht modifiziert (ohne Berücksichtigung jenes Faktors)
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