WAHLKREISPROGNOSE.DE I 10. NOVEMBER 2020
Der Termin für die nächste Landtagswahl im Südwesten rückt näher und die Grünen bleiben abermals knapp hinter der CDU zurück. Ein Blick in die Details zeigt: im ländlichen Raum behaupten die Grünen ihre Stärke aus der 2016er Wahl. Doch in großstädtischen Wohnregionen werden zunehmend Verluste gemessen. Hier sind grüne Abwanderungsbewegungen Richtung Links und CDU erkennbar. Unverändert stark bleibt die AfD.
Erstmandate: CDU mit 41 Direktmandaten
Die CDU ist ohne Veränderungen (Vgl. September-Erhebung) in 41 der 70 Landtagswahlkreise stärkste Kraft. Auf Distanz: die Grünen mit 27 Mehrheiten. Je ein Direktmandat gewinnen AfD und SPD.
Grüner Negativtrend im urbanen Raum
In den 1990er Jahren entwickelten sich die Grünen zum wichtigen Faktor bei Bürgermeisterwahlen in größeren Städten. Grüne OB-Kandidaten erzielten regelmäßig starke Ergebnisse. Im universitär-geprägten Konstanz wurde mit Horst Frank erstmals 1996 ein Grüner zum Oberbürgermeister einer größeren Stadt in Baden-Württemberg gewählt.
Rezzo Schlauch war es, der mit rund 20 Prozent bei der Stuttgarter OB-Wahl 1990 den grünen Maßstab für zukünftige Erfolgserwartungen festlegte. Bei darauffolgenden OB-Wahlen übertrafen die Grünen Schlauchs Marke stets. 2012 wurde mit Fritz Kuhn (Erster Wahlgang: 36,5%) erstmals ein Grüner Oberbürgermeister in der Landeshauptstadt.
An diesen Erfolg konnte Veronika Kienzle letzten Sonntag nicht anknüpfen. Mit 17,2 Prozent der Stimmen erzielten die Grünen das historisch schlechteste Ergebnis bei einer Oberbürgermeisterwahl in Stuttgart seit 30 Jahren.
Nicht ganz so dramatisch sieht es für die Grünen bei einer Landtagswahl aus. In Stuttgart bleiben die Grünen immerhin mit 32,5 Prozent stärkste Kraft, würden aber 4 Punkte weniger als bei der letzten Landtagswahl gewinnen. Allgemein verlieren die Grünen aktuell deutlicher im großstädtischem Umfeld als im ländlichen Raum. In den Großstädten ist eine grüne Absatzbewegung Richtung CDU und Linke erkennbar. Ein Beispiel ist die Grünen-Bastion Wahlkreis Freiburg 2, wo die Linken aktuell satte 15 Prozent einfahren.
Trendprognose: CDU unverändert
Die CDU bleibt bei 32 Prozent – unverändert. Die Grünen verschlechtern sich auf 30 Prozent (-1%). 13,5 Prozent und damit weiterhin stark bleibt die AfD. Die SPD gewinnt einen Punkt und liegt jetzt bei 10 Prozent. Gleich geblieben im Vergleich zu September sind die Werte der FDP mit 7,5 Prozent. Verbessert sind die Linken mit 5,5 Prozent (+0,5%).
Linksbündnis und Ampeloption meilenweit von Mehrheit entfernt
Unter Berücksichtigung der potenziellen Sitzverteilung im Stuttgarter Landtag leitet sich nur eine realistische Koalitionsoption ab: eine Neuauflage des aktuellen Bündnisses, nur mit christdemokratischer Senior- und grüner Juniorrolle. Alle anderen denkbaren Farbenspiele scheitern an einer Sitzmehrheit im Landtag. Weder eine CDU-geführte Landesregierung mit roter und gelber Unterstützung; noch ein Grün-geführtes Linksbündnis (Grün-Rot-Rot) oder Grün-Rot-Gelb kommen auf eine Mehrheit.
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