WAHLKREISPROGNOSE I 27. MÄRZ 2023
Die von der Ampel-Regierung beschlossene Änderungen des Wahlrechts stößt in weiten Teilen der Bevölkerung auf Zustimmung. Allerdings will oder kann sich ein großer Teil kein abschließendes Urteil auf manche Eckpunkte bilden.
Demnach befürworten 46 Prozent aller Befragten die Abschaffung der Überhangmandate – und das obwohl dies gleichzeitig bedeuten kann, dass Direktkandidaten mit den niedrigsten Wahlkreisergebnissen keinen Sitz im Bundestag erhalten. Lediglich zwölf Prozent lehnen diesen Eckpunkt ab.
Die Abschaffung der Grundmandatsklausel, bei der Parteien mit mindestens drei Direktmandaten bislang von der Fünf-Prozent-Hürde befreit sind, begrüßen 37 Prozent. 20 Prozent lehnen den Schritt ab.
Die Hälfte der Befragten findet außerdem Eckpunkt positiv, den Bundestag auf 630 Abgeordnete zu kappen. Zehn Prozent lehnen dies ab.
Welche Partei soll die Bundesregierung führen?
Die Frage, welche Partei die Bundesregierung anführen soll, wird anders beurteilt als zuvor. So sprechen sich jetzt 29 Prozent für eine SPD-geführte Regierung (+2%). Die Unionsparteien legen zu (+4%) und kommen auf 28 Prozent. Deutlich verschlechtert sind die Grünen mit 13 Prozent (-6%).
K-Frage
Könnte die Deutschen den Bundeskanzler per Direktwahl bestimmen – bei einem Bewerberfeld um Scholz, Merz und Baerbock – so käme Olaf Scholz auf verbesserte 28 Prozent (+2%). Friedrich Merz legt auf 18 Prozent (+1%) zu und bleibt vor Annalena Baerbock, die weiterhin 14 Prozent direkt wählen würden. 40 Prozent der Befragten (-3%) würden sich für keinen der Genannten entscheiden.
Gegen Merz und Scholz käme AfD-Vorsitzende Alice Weidel bei einer Direktwahl unverändert auf 13 Prozent. Zulegen können Olaf Scholz (+2%) und Friedrich Merz (+3%), die jetzt bei 33 bzw. 18 Prozent stehen.
Im Direktwahl-Szenario Scholz versus Merz und Habeck können alle drei auf Unterstützung hoffen als zuletzt. Voran liegt Olaf Scholz mit 29 Prozent (+2%) vor Friedrich Merz (18%) und Robert Habeck (+2%).
Wären bei einer Direktwahl nur Olaf Scholz und Friedrich Merz als Kanzler wählbar, bleibe ersterer unverändert bei 33 Prozent. Friedrich Merz klettert um einen Zähler auf 21 Prozent.
Popularitätsindex
Die aktuellen Umfrageergebnisse zum Popularitätsindex deutscher Politpersönlichkeiten sehen wie folgt aus: Trotz Minimalverlusts (-1%) steht an der Spitze des Rankings weiterhin Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius, mit einer Zustimmung von 51 Prozent. Auf dem zweiten Platz befindet sich Bundespräsident Frank Walter Steinmeier, der um einen Prozentpunkt auf 49 Prozent zulegen kann. Kanzler Olaf Scholz landet auf dem dritten Platz mit 46 Prozent, verliert im Vergleich zur letzten Umfrage zwei Prozentpunkte.
Arbeitsminister Hubertus Heil befindet sich auf Platz vier mit 42 Prozent. Lars Klingbeil (SPD) sowie Chefdiplomatin Annalena Baerbock liegen mit ebenfalls 42 Prozent Zustimmung auf dem fünften Platz, wobei beide im Vergleich zur letzten Umfrage ein Prozentpunkt einbüßen. Markus Söder, Ministerpräsident von Bayern, belegt Rang sechs mit 41 Prozent (-1%).
Auf Platz sieben befindet sich Gesundheitsminister Karl Lauterbach, dessen Arbeit 39 Prozent gut heißen. Neu im Ranking und direkt auf Platz acht steht die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz Malu Dreyer mit ebenfalls 39 Prozent Zustimmung. Innenministerin Nancy Faeser belegt den neunten Platz und vereint 38 Prozent (-2%) zufriedener Stimmen. Finanzminister Christian Lindner gewinnt im Vergleich zur letzten Umfrage fünf Prozentpunkte dazu und landet mit 38 Prozent auf Platz zehn. Abwärts geht es hingegen für Cem Özdemir, dessen politische Arbeit 37 Prozent (-4%) positiv bewerte. CDU-Chef Friedrich Merz gewinnt vier Prozentpunkte und belegt mit 36 Prozent Zustimmung Platz zwölf. Wieder im Ranking steht SPD-General Kevin Kühnert (36%). Vizekanzler Robert Habeck stürzt indes um acht Zähler ab: mit ihm sind jetzt 35 Prozent zufrieden. Ihm folgen Sahra Wagenknecht (33%), Alice Weidel (26%) und Tino Chrupalla (24%).
Situation in den Wahlkreisen
Wahlkreisbewerber:innen von CDU und CSU haben in 159 Fällen Chancen das Direktmandat zu erzielen. Das ist ein Rückgang von 33 Wahlkreisen gegenüber der letzten Analyse. Die SPD liegt bei verbesserten 99 Vorteilen (+26). 24 Direktmandate werden für die AfD prognostiziert (+2). Ebenfalls mehr Direktmandate als zuvor ergeben sich bei den Grünen (14). Drei Direktmandate erhält die Linke (+2).
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Sonntagsfrage
Die potentielle Wahlbeteiligung steigt in dieser Woche auf 77 Prozent – zwei Punkte mehr als Ende Februar. Immer noch führend, aber mit wesentlichen Verlusten, sind die Unionsparteien: nach 32 Prozent im letzten Trend werden jetzt 26,5 Prozent gemessen. 23 Prozent (-0,5%) würden ihr Kreuz bei der SPD machen und 15 Prozent (-0,5%) bei den Grünen. Die AfD erreicht 13,5 Prozent (-0,5%). Zuwächse verbucht die FDP, deren Anteil von fünf auf 7,5 Prozent wächst. Vier Prozent (+1%) erreicht die Linke. Sonstige Parteien kommen auf 10,5 Prozent (+3,5%).
- Schwerpunkte der Analyse: repräsentative Stimmungsbilder | Werte in Prozent(-punkten)
- Feldzeit: 23.03. bis 26.03.2023
- Methode: CAWI/Befragung via geschlossene Online-Panels
- Grundgesamtheit/Befragte: n=1.200 Wahlberechtigte Bürger:innen ab 18 Jahren | stat. Fehler ∅+/-3,1%
- Rohdatengewichtung: Soziodemographie aus Fortschreibung amtlicher Statistiken
- Finaltrend zur Sonntagsfrage: aufgeschlüsselt nach modifiziert (zusätzliche Berücksichtigung von Wahlmotivationsverhalten) und nicht modifiziert (ohne Berücksichtigung jenes Faktors)