WAHLKREISPROGNOSE I 05. FEBRUAR 2025
Der Anteil der festentschlossenen Wählerinnen und Wähler nimmt leicht zu: von zuvor 35 auf aktuell 38 Prozent. Die Gruppe der Wechselwilligen bleibt nahezu konstant (+1), während die der Unentschlossenen etwas schrumpft (-4).
Welches sind die wahlentscheidenden Themen?
Bei der Frage nach dem wichtigsten Thema für die Bundestagswahl nennen 13 Prozent der Befragten (wie schon zuvor) die Lebenshaltungskosten bzw. Preise. Jeweils elf Prozent priorisieren Kriminalitätsbekämpfung, Wirtschaft oder Zuwanderung.
Mehrheit sieht Merz und Scholz geschwächt
Die jüngste Migrationsdebatte hat nach Einschätzung vieler Befragter dem Ansehen der Kanzlerkandidaten von Union und SPD geschadet. Insgesamt 47 Prozent halten Olaf Scholz für geschwächt, bei Friedrich Merz sind es sogar 50 Prozent. Gleichzeitig sagen 32 Prozent, Scholz habe weder gewonnen noch verloren; bei Merz liegt dieser Anteil nur bei 22 Prozent. Einen Ansehensgewinn sprechen 29 Prozent Merz zu, bei Scholz sind es lediglich 21 Prozent.
Wer steht nach den Debatten um die Migrationspolitik im Deutschen Bundestag und den öffentlichen Diskussionen besser, wer schlechter da?
Aus den jüngsten Einschätzungen zur Migrationsdebatte lässt sich ablesen, wie viele Befragte der Ansicht sind, die jeweiligen Parteien hätten durch die Diskussion eher gewonnen oder verloren. Werden „deutlich besser“ und „eher besser“ zur Kategorie „besser“ zusammengefasst sowie „eher schlechter“ und „deutlich schlechter“ zu „schlechter“, ergibt sich folgendes Bild: 29 Prozent sehen die CDU/CSU gestärkt, Einviertel nimmt keine Veränderung wahr und die klare Mehrheit von 46 Prozent sagen, sie stehe schlechter da. Bei der SPD sagen 17 Prozent, sie profitiere von den Diskussionen, 37 Prozent sehen keinen Effekt, während 46 Prozent einen Nachteil wahrnehmen.
Über Grüne und FDP sagen jeweils 13 Prozent sie würden nun besser dastehen als zuvor, 37 und 43 Prozent stufen ihre Aussichten unverändert ein. Zwölf Prozent glauben, die Position für die Linke habe sich verbessert, 40 Prozent sehen eine Schwächung und 48 Prozent keine Änderung. Beim BSW belaufen sich diese Meinungen auf 17 Prozent „besser“, 35 Prozent „schlechter“ und 48 Prozent erwarten keine Veränderungen.
Eine Ausnahme bildet die AfD: 36 Prozent sind der Ansicht, sie habe von der Diskussion profitiert, 30 Prozent erkennen keinen Unterschied und nur 34 Prozent halten sie für geschwächt. Damit ist sie die einzige Partei, deren positive Einschätzungen die negativen überwiegen.
Wie haben sich die Meinungen zu den Parteien in letzter Zeit verändert?
In der Gesamtbetrachtung geben 23 Prozent aller Befragten an, ihre Meinung über die CDU/CSU habe sich (leicht oder deutlich) verbessert. 34 Prozent halten an ihrer bisherigen (positiven oder negativen) Sicht fest, 43 Prozent beurteilen die Union kritischer als zuvor. Auch bei den anderen Parteien überwiegen insgesamt die negativen Verschiebungen gegenüber positiven.
Innerhalb der jeweiligen Anhängerschaften sind die Urteile deutlich wohlwollender; Verschlechterungen liegen hier meist unter dem Gesamtdurchschnitt. Dennoch fällt auf, dass bei der CDU/CSU vergleichsweise viele eigene Wählerinnen und Wähler (11 Prozent) angeben, ihre Sicht habe sich verschlechtert. Bei den SPD-Wählenden bleibt der Anteil an unverändert positiver Einstellung mit 49 Prozent höher als bei anderen Parteien. Die AfD-Anhängerinnen und -Anhänger bewerten ihre Partei überwiegend positiver, doch blickt man auf alle Befragten, wird die AfD häufiger skeptisch gesehen. Linke und BSW zeigen ein ähnliches Muster: Manche Befragte bewerten sie besser oder unverändert, doch bei den Nicht-Anhängern überwiegt eine kritischere Sicht.
Mehrheit begrüßt Unions-Abgrenzung zur AfD
55 Prozent der Deutschen befürworten, dass die Unionsparteien Koalitionen mit der AfD klar ausschließen. 28 Prozent halten diese Abgrenzung für problematisch oder lehnen sie deutlich ab.
Lediglich unter AfD-Wählern wird die Abgrenzung für schlecht befunden. Bei allen anderen Parteianhängern überwiegt die positive Ansicht einer Abgrenzung.
Koalitionspräferenzen
Ein Viertel der Befragten (25 Prozent) würde derzeit Koalitionen bevorzugen, in denen sowohl Union als auch SPD vertreten sind. Einer CDU/CSU-AfD-Regierung stehen 19 Prozent positiv gegenüber. Das gefragteste Einzelbündnis bleibt Rot-Grün mit 15 Prozent Zustimmung.
K-Frage
Friedrich Merz und Olaf Scholz fallen auf neue Tiefstwerte, wobei alle Bewerber Einbußen verzeichnen: im Fünf-Personen-Szenario gibt Alice Weidel drei Zähler ab und landet bei 20 Prozent. Weidel bleibt allerdings weiterhin vorne, denn Friedrich Merz sackt um zwei Punkte ab auf 16 Prozent. Auch Olaf Scholz verliert den Anschluss, lässt von 16 auf 14 Prozent federn. Robert Habeck würden 13 Prozent direkt zum Kanzler wählen, sechs Prozent wollen Sahra Wagenknecht. Die Antwortrate für „Keinen davon“ steigt indes von 23 auf 31 Prozent.
Auch im Direktduell Scholz gegen Merz steigt die Zahl jener, die weder den einen noch den anderen wählen würden, von 42 auf 47 Prozent. Merz fällt von 31 auf 28 Prozent, liegt damit aber weiterhin vor Scholz, der von 27 auf 25 Prozent sinkt.
Verteilung der Direktmandate
Die Union erreicht 223 Erststimmenmehrheiten, acht weniger als bislang. Zulegen kann die SPD mit 19 Mehrheiten (+8). Die AfD behält 46 Erststimmenmehrheiten. Acht mögliche Direktmandate werden für die Grünen gezählt (-1). Die Linke gewinnt drei Wahlkreise. Die vollständige Analyse zur Sitzverteilung nach Bundesländern gibt’s im Feed von Interaktiv.Wahlkreisprognose.de.
Wie stark sind die Unterschiede nach Links-Rechts-Einstufung?
Bei den Befragten, die sich links der Mitte verorten, verliert die SPD gegenüber der Vorwoche spürbar (von 30,5 auf 26,5 Prozent). Ähnlich ergeht es den Grünen (23,5 auf 20) sowie der CDU/CSU (12,5 auf 11). Einen kräftigen Zuwachs generiert die Linke: sie legt von neun auf 17 Prozent zu.
In der politischen Mitte verlieren CDU/CSU an Zustimmung: die C-Parteien rutschen von 33,5 auf 30 Prozent ab, während die SPD von 16,5 auf 19 Prozent steigt. Verschlechterte 12,5 Prozent erreicht die AfD (-2), die Grünen geben leicht nach (10,5 auf 9,5) und die FDP verbessert sich auf 6,5 (zuvor 5). Zulegen kann außerdem die Linke (2,5 auf 5,5).
Gewisse Verluste in anderen Lagern kompensieren CDU/CSU bei Befragten, die sich rechts der Mitte orientieren: hier wachsen die Anteile von 26,5 auf 29,5 Prozent. Zuwächse lassen sich außerdem für FDP (4,5 auf 7) und BSW (5,5 auf 7) beobachten, während die SPD von neun auf 5,5 Prozent sinkt. Die AfD bleibt rechts der Mitte klar führend: legt nochmals zu (39,5 auf 40).
Die repräsentativen Befragungsergebnisse erfolgte im Zeitraum vom 01. Februar bis 03. Februar 2025. Dabei beläuft sich die durchschnittliche Fehlerquote auf plus/minus 3,1 Prozentpunkte. Um die Stimmung in allen Bevölkerungsschichten bestmöglich abzubilden, wurde eine Kombination mehrerer Umfragemethoden eingesetzt. Die per geschlossenem Online-Panel interviewten Umfrageteilnehmer wurden zuvor über digitale und analoge Quellen, einschließlich Telefon und Face-to-Face-Interaktionen, rekrutiert. Die vorliegenden Rohdaten aller vollständig beantworteten Interviews (insgesamt n=1.900) wurden, dort wo nötig, nach soziodemografischen Kriterien gewichtet. Die Gewichtung erfolgte so, dass sie der Bevölkerungsrealität nach Informationen des fortlaufenden Zensus entspricht.
Die präsentierten Trendergebnisse für die 299 Wahlkreise wurden mithilfe eines sozialgeographischen Modellansatzes erstellt. Die aus der repräsentativen Befragung resultierenden Präferenzen wurden mit den soziodemografischen Merkmalen der Teilnehmer in Zusammenhang gebracht und mit rund 13.000 kleinräumig georeferenzierten Datenpunkten verknüpft.