WAHLKREISPROGNOSE I 03. JANUAR 2025
Für 34 Prozent aller Deutschen steht die Entscheidung schon fest, welche Partei bei der kommenden Bundestagswahl ihre Stimme erhalten soll. Einviertel blicken einer Wahlteilnahme grundsätzlich skeptisch entgegen. Die Mehrheit der Wahlberechtigten hat jedoch noch keine endgültige Entscheidung getroffen.
Diese unentschlossenen Wähler teilen sich in zwei Gruppen: 21 Prozent signalisieren eine mittlere Bereitschaft zur Wahlteilnahme und sind unsicher, ob sie tatsächlich die Partei wählen werden, die sie aktuell favorisieren. Weitere 20 Prozent zeigen eine hohe Bereitschaft zur Wahlteilnahme, schwanken jedoch zwischen mehreren Parteien.
CDU/CSU mit 34 Prozent bei Festentschlossenen vorn
Betrachtet man die Parteipräferenzen der fest entschlossenen Wähler, wären CDU/CSU mit 34 Prozent klar vorn und sind deutlich stärker als im Gesamtdurchschnitt. Die AfD würde mit 25 Prozent auf dem zweiten Platz liegen und ebenfalls von einer höheren Entschlossenheit ihrer Wähler profitieren. Die Grünen kommen bei dieser Gruppe auf 15 Prozent, während die SPD 17 Prozent erreichen würde.
Bei unentschlossenen Wechselwählern liegt die SPD knapp vor den Unionsparteien, gefolgt von den Grünen mit 16 Prozent. Parteien wie BSW und FDP erzielen in diesem Segment überdurchschnittliche Anteile. Die AfD mobilisiert in dieser Gruppe hingegen unterdurchschnittlich. Unter den übrigen Unentschlossenen führen CDU/CSU mit 23 Prozent, während SPD, Grüne und AfD nahezu gleichauf liegen.
Welches sind die wahlentscheidenden Themen?
Die Befragung zeigte, dass der Bereich „Zukunftsfähigkeit und staatliche Investitionen“ mit 18 Prozent die höchste Priorität hat. Es folgen „Lebenshaltungskosten und Preise“ (15%) sowie „Kriminalitätsbekämpfung“ mit elf Prozent. „Gesundheits- und Alterssicherung“ wird von zehn Prozent als wahlentscheidend genannt. „Zuwanderung“ und „soziale Sicherheit“ nennen neun bzw. acht Prozent der Stimmbürger als Themenpriorität. „Friedenssicherung und äußere Sicherheit“ ist für sieben Prozent entscheidend. „Steuern und Abgaben“ erhält sechs Prozent. Jeweils für fünf Prozent wahlentscheidend sind „Politische Spannungen und Zustand der Gesellschaft“, „Klimaschutz“ und „Wirtschaftslage/Wohlstand“.
Kanzlerprofile: Merz überzeugt bei Wohlstandsthemen – Scholz bei Friedenssicherung
Friedrich Merz wird vor allem in den Bereichen Wirtschaftslage und Wohlstand (45 zu 20 Prozent) sowie Zuwanderung (40 zu 9 Prozent) positiv wahrgenommen. Scholz punktet hingegen beim Klimaschutz (48 zu 14 Prozent) und der Friedenssicherung. In Bereichen wie Krisenfestigkeit und Fachwissen liegen die beiden Kandidaten nah beieinander, mit leichten Vorteilen für Merz.
K-Frage: Keine klare Favoritenrolle erkennbar
Könnten die Wahlberechtigten den Bundeskanzler per Direktwahl bestimmen und gleichwohl zwischen fünf Personen entscheiden, würden sich unverändert 19 Prozent für Friedrich Merz entscheiden. Olaf Scholz landet knapp dahinter mit 18 Prozent (-3) und gleichauf mit Alice Weidel (+1). Robert Habeck rückt ebenfalls ran und kommt auf verbesserte 17 Prozent (+4). Sahra Wagenknecht bleibt mit zehn Prozent Schlusslicht, gewinnt aber ebenfalls vier Punkte hinzu.
Gleichstand ergibt sich im Kandidaten-Szenario Merz versus Scholz. Friedrich Merz kann hier unverändert mit 27 Prozent rechnen, während Olaf Scholz um einen Punkt zulegt und ebenfalls 27 Prozent erreicht.
Nach Modellrechnung generiert Friedrich Merz in 223 aller Bundestagswahlkreise einen Vorteil gegenüber Olaf Scholz. Umgekehrt ist das in 76 Wahlkreisen zugunsten von Olaf Scholz zutreffend. Im Fünf-Kandidaten-Szenario verteilen sich die hypothetischen Wahlkreisvorsprünge wie folgt: Friedrich Merz kommt auf 119 Gewinne, Robert Habeck erreicht 63 und Olaf Scholz 62 Mehrheiten. Alice Weidel könnte in 55 Bundestagswahlkreisen mit den meisten Stimmen rechnen.
Wer ist als Bundesminister geeignet?
Mit einer Ausnahme überzeugt keiner der abgefragten Politpersönlichkeiten mehr als die Hälfte der Stimmberechtigten, wenn es um ein Ministeramt in der nächsten Bundesregierung geht. Hiervon absetzen kann sich Boris Pistorius, den 56 Prozent als Teil der nächsten Bundesregierung für geeignet erachten. Mit großem Abstand folgt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (38%). Friedrich Merz, Hubertus Heil, Robert Habeck und Olaf Scholz liegen gleichauf und erreichen jeweils 32 Prozent Zustimmung. Knapp dahinter folgt Lars Klingbeil mit 31 Prozent. Die meiste Skepsis für die Ministereignung bringen die Befragten Alexander Dobrindt, Julia Klöckner und Jens Spahn entgegen.
Nächste Regierung: Welche Koalition aus Kanzler und Vizekanzler überzeugt?
Die Befragung untersuchte, welche Kombination aus Kanzler und Vizekanzler die Deutschen in der kommenden Bundesregierung nach der Bundestagswahl 2025 am meisten überzeugt. Die beliebteste Konstellation ist dabei eine ohne die amtierenden Spitzenkandidaten der Parteien im Wahlkampf: 17 Prozent der Befragten favorisieren Boris Pistorius als Bundeskanzler und Markus Söder als Vizekanzler.
Unter den Konstellationen mit Spitzenkandidaten schneidet Friedrich Merz als Kanzler in Kombination mit Alice Weidel als Vizekanzlerin mit 15 Prozent am besten ab. Auf Platz drei folgt die Kombination Boris Pistorius als Kanzler und Friedrich Merz als Vizekanzler mit 13 Prozent. Olaf Scholz als Kanzler und Robert Habeck als Vizekanzler, ebenso wie das umgekehrte Szenario mit Habeck als Kanzler und Scholz als Vize, erreichen jeweils zehn Prozent Zustimmung.
Eine Regierungskombination aus Friedrich Merz und Christian Lindner erzielt neun Prozent. Schwarz-grüne Varianten, bei denen Robert Habeck und Friedrich Merz in Kanzler- und Vize-Rollen auftreten, kommen lediglich auf fünf Prozent bzw. drei Prozent Zustimmung.
Die repräsentativen Befragungsergebnisse erfolgte im Zeitraum vom 21. Dezember bis 28. Dezember 2024. Dabei beläuft sich die durchschnittliche Fehlerquote auf plus/minus 3,1 Prozentpunkte. Um die Stimmung in allen Bevölkerungsschichten bestmöglich abzubilden, wurde eine Kombination mehrerer Umfragemethoden eingesetzt. Die per geschlossenem Online-Panel interviewten Umfrageteilnehmer wurden zuvor über digitale und analoge Quellen, einschließlich Telefon und Face-to-Face-Interaktionen, rekrutiert. Die vorliegenden Rohdaten aller vollständig beantworteten Interviews (insgesamt n=2.000) wurden, dort wo nötig, nach soziodemografischen Kriterien gewichtet. Die Gewichtung erfolgte so, dass sie der Bevölkerungsrealität nach Informationen des fortlaufenden Zensus entspricht.
Die präsentierten Trendergebnisse für die 299 Wahlkreise wurden mithilfe eines sozialgeographischen Modellansatzes erstellt. Die aus der repräsentativen Befragung resultierenden Präferenzen wurden mit den soziodemografischen Merkmalen der Teilnehmer in Zusammenhang gebracht und mit rund 13.000 kleinräumig georeferenzierten Datenpunkten verknüpft.