WAHLKREISPROGNOSE.DE I 6. JUNI 2021

Nachdem die Nordost-SPD seit geraumer Zeit in der Wähler:innengunst vorn lag, stehen die Zeichen auf Wechsel. Das legen zumindest die neuesten Detailzahlen zur Landtagswahl nahe. Demnach verlieren die Sozialdemokraten satte 8 Punkte gegenüber April. Das könnte auch mit den sinkenden Zustimmungswerten von Manuela Schwesig zusammenhängen. Ein Lichtblick aus SPD-Sicht bleibt: Schwesig liegt bei der Direktwahlpräferenz deutlich vor ihren Konkurrenten. 

MEHRHEIT DER WAHLBERECHTIGTEN ATTESTIERT SCHWESIG BESSERE WAHLCHANCEN

Eine Mehrheit der Wahlberechtigten (45%) glaubt, dass die SPD mit Manuela Schwesig als Spitzenkandidatin die besten Gewinnchancen habe. Rund Einviertel vermutet dies bei Vorpommern-Staatssekretär Patrick Dahlemann sowie Landesminister Till Backhaus. 

TORSTEN RENZ SCHLÄGT MICHAEL SACK

Bei den CDU-Wähler:innen punktet der tatsächliche Spitzenkandidat Michael Sack mit 39 Prozent vor Innenminister Torsten Renz (32%) und Philipp Amthor (23%). Unter allen Wahlberechtigten dagegen liegt Torsten Renz (32%) deutlich vor Michael Sack (24%). 

Landesweit gesehen sprechen sich 42 Prozent aller Wahlberechtigten bei der hypothetischen Direktwahl für Manuela Schwesig (SPD) aus. Damit liegt sie deutlich vor ihren Kontrahenten Michael Sack (CDU) und Nikolaus Kramer (AfD), die auf 16 bzw. 14 Prozent Zustimmung stoßen. Im einstelligen Bereich folgen Simone Oldenburg (Linke, 9%) und Anne Shepley (GRÜNE, 8%). 6 Prozent sprechen sich für den Liberalen Rene Domke als nächsten Ministerpräsidenten aus.

WO LEBT DIE ANHÄNGERSCHAFT VON SCHWESIG, SACK, KRAMER & CO.?

Beim Blick auf die Landtagswahlkreise lassen sich dennoch deutliche Unterschiede feststellen. Die Anhängerschaft von Manuela Schwesig lebt hauptsächlich im Westteil des Landes. CDU-Kandidat Michael Sack generiert leichte Vorsprünge in Vorpommern und auf Rügen. Auch die Wahlberechtigten, die sich für Nikolaus Kramer (AfD) als nächsten Ministerpräsidenten aussprechen wohnen tendenziell dort.

Bemerkenswert: Grünen-Spitzenkandidatin Anne Shepley, für die sich landesweit lediglich 8 von 100 Wähler:innen als nächste Ministerpräsidentin aussprechen, liegt in drei Landtagswahlkreisen bei der Direktwahl vorn. Hierzu zählt die Grünen-Bastion „Wahlkreis Rostock 3“ sowie zwei Wahlkreisverbände (25 & 26) rund um die Hansestadt Stralsund. In beiden Wahlkreisen positionieren sich die Grünen kritisch zum Energieprojekt „Nordstream 2“, wovon Spitzenkandidatin Anne Shepley bei der Direktwahl offenbar profitiert. 

In 28 der 36 Landtagswahlkreise übertrifft Schwesig das örtliche SPD-Ergebnis. CDU-Kontrahent Michael Sack schneidet nur in 19 Wahlkreisen besser ab als die CDU.

Das sind die Ergebnisse aus einer Langzeiterhebung, bei welcher seit 1. September 2020 über 17.000 Interviews mit wahlberechtigten Personen im Land erfasst wurden. Hierdurch konnten wir Erkenntnisse über die Stimmungsbilder in allen 36 Landtagswahlkreisen gewinnen. Außerdem ließen sich aus den Daten umfassende Profile der Politakteure in Mecklenburg-Vorpommern einkreisen.

Beim aktuellen Popularitätsindex der wichtigsten Politiker:innen im Land liegt der Sozialdemokrat Patrick Dahlemann mit 58,5 Prozent (+4,5% Vgl. Dez. 2020) Zustimmung vorn. Platz zwei geht an den Linken Dietmar Bartsch, mit dessen politischer Arbeit sich 57 Prozent (+3%) zufrieden zeigen. Recht hohes Ansehen genießen Vize-MP Harry Glawe (CDU) sowie Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD), wobei beide gegenüber Dezember gut 5 Punkte bei der Zufriedenheit verlieren. Weitaus dramatischere Verluste ergeben sich jedoch für Noch-Kanzlerin Angela Merkel sowie Ministerpräsidentin Manuela Schwesig. Merkel büßt bei der Zufriedenheit knapp 18 Punkte ein – Schwesig verliert gar 25 Prozentpunkte gegenüber Dezember 2020.  

Unverändert der Wert für CDU-Politiker Torsten Renz (45%), dicht gefolgt von Leif-Erik Holm (AfD), dessen Ansehen um drei Punkte auf 43 Prozent steigt. Auch Parteifreund Nikolaus Kramer (+8%) wird aktuell besser bewertet als noch im Dezember. Am unteren Ende des Rankings macht lediglich Simone Oldenburg (Linke) Punkte gut. Ansonsten überwiegen Ansehensverluste: Sozialministerin Stefanie Drese (SPD) verliert drei Punkte, Kabinettskollege Christian Pegel (SPD) büßt 18,5 Zähler ein. Tendenz sinkend ist auch bei der Grünen Anne Shepley angesagt sowie bei CDU-Spitzenkandidat zur Bundestagswahl Philipp Amthor (-10%). Schlusslicht bildet Michael Sack (CDU), dessen Arbeit von nur noch 21,5 Prozent (-10,5%) aller Wahlberechtigten positiv gesehen wird. 

ZUM WAHLKREISTREND

Landesweite Trendprognose: SPD verliert – AfD profitiert

Bei der Landtagswahl im September werden 36 Abgeordnete per Direktmandat in den Schweriner Landtag gewählt. Gegenwärtig haben 16 Bewerber:innen der AfD Chancen auf ein Direktmandat, das entspricht einem dicken Plus von 12 gegenüber der April-Erhebung. Die SPD vereint nur noch 14 mögliche Direktmandate – ein Rückgang um 11 Mehrheiten. Die Grünen kommen auf vier Direktmandate und liegen damit vor der CDU, die nur noch zwei Wahlkreisvorsprünge gewinnt.

Wie die landesweite Trendprognose zur Landtagswahl zeigt, gibt die SPD gegenüber dem April-Trend deutlich an Punkten ab. Die Sozialdemokraten wären mit 21,5 Prozent (-8,5%) nur noch hauchdünn führend – vor der AfD mit 21 Prozent (+3%). Von den SPD-Verlusten kann die CDU nicht profitieren: sie büßt ein und landet bei 16 Prozent (-1%). Die Grünen pendeln sich bei 14 Prozent ein, danach folgt die Linke mit 10 Prozent (+1%). Deutlich zulegen kann die FDP, die auf 8 Prozent (+3%) klettert. 

Die Ergebnisse der Trendprognose nach einzelnen Regionen, die Analyse zur Sitzverteilung sowie der Koalitionsrechner, finden Sie in der Spezialauswertung.