WAHLKREISPROGNOSE.DE I 15. FEBRUAR 2021

Am 14. März erfolgt die Ouvertüre im Superwahljahr 2021. Von größerem Interesse wird es sein, wie über die Kräfteverhältnisse in den Landtagen von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz entschieden wird. Direkt zwischen den beiden Ländern liegen die Nachbarstädte Ludwigshafen und Mannheim. Die beiden Metropolen werden durch den Rhein getrennt – mit ihm verläuft auch die Landesgrenze zwischen Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. 

Bei den letzten Landtagswahlen konnte die AfD in beiden Städten stärkere Prozentanteile im Vergleich zum Landesergebnis generieren. Alle Ludwigshafener Stadtteile wurden 2016 von der SPD gewonnen. In Mannheim teilten sich die Stadtbezirke zwischen Grün und Blau auf. Im nördlichen Wahlkreis erlang die AfD ein Direktmandat mit hauchdünnem Vorsprung – während die Grünen im Süddistrikt souverän siegreich waren. 

SITUATION IN LUDWIGSHAFEN.

Nach gegenwärtiger Analyse büßt die SPD in 12 der 14 Stadtteile Punkte gegenüber der letzten Wahl ein. Ungeachtet dessen geht sie laut aktuellen Trenddaten weiterhin in allen 14 Stadtteilen als stärkste Kraft hervor.

Im Zweitstimmentrend für Ludwigshafen kommt die SPD auf 33 Prozent – das wären 3,2 Punkte weniger als bei der letzten Landtagswahl. Den zweiten Platz belegt die CDU mit 21 Prozent (-1,5%). Auch die AfD (17,5%) müsste mit stadtweiten Verlusten (-2,4%) rechnen. Ziemlich einsam auf dem Siegertreppchen stehen die Grünen da, die als einzige Kraft ihren Anteil gegenüber der letzten Wahl verbessern könnten. Mit einem Zuwachs von sieben Punkten erreichen sie aktuell 12,5 Prozent. Im einstelligen Bereich bewegen sich FDP (6,5%), Linke (3,5%) und Freie Wähler (2,5%). Alle drei bleiben in etwa auf dem Niveau des letzten Urnengangs.

Grüne profitieren von steigender Wahlmotivation 

Die Auswertung der jüngsten Trenddaten legen einen kräftigen Anstieg der Wahlbeteiligung nahe. Alles spricht dafür, dass die Wahlbeteiligung in den Ortsbezirken Ruchheim und Maudach – wie schon bei früheren Abstimmungen – am höchsten ausfällt.

Mobilisierungsindex Ludwigshafen & Mannheim

Doch auf die Frage, wo ein überproportionaler Zuwachs mobilisierter Stimmen zu erwarten ist, sieht das Lagebild anders aus. Zwar können die Parteien in Maudach und Rauchheim mit mehr vollen Stimmen rechnen, doch ein weitaus stärkerer Zuwachs ermittelt sich gegenwärtig in Ludwigshafen-Süd. Die bisher erhobenen Daten lassen für Ludwigshafen-Süd einen massiven Anstieg grüner Stimmen vermuten, der sich auf die allgemeine Wahlbeteiligung auswirkt.

Grundsätzlich fallen die Grünen-Gewinne in den Stadtteilen höher aus, in denen auch die Bereitschaft zur Wahlteilnahme erheblich gestiegen ist. SPD und CDU würden – Stand jetzt – in solchen Gebieten stärker verlieren.

Dort, wo das Mobiliserungsvolumen moderater ausfällt können SPD und CDU ihre prozentualen Anteile von 2016 nahezu halten.

SITUATION IN MANNHEIM.

Ein ähnliches Bild zeigt sich in Mannheim. Auch hier verlieren CDU und SPD weitaus weniger in solchen Gebieten, in denen sich eher unterdurchschnittliche Zuwächse bei der Wahlbeteiligung andeuten. Anders als in den südlichen Lagen entlang des Neckars fällt die Wahlmotivation in den nördlichen Stadtteilen geringer aus.

Nach gegenwärtiger Trenderhebung für Mannheim bleiben die Grünen mit 27,5 Prozent stärkste Kraft. Sie halten damit in etwa ihren Stand der letzten Wahl von 27,2 Prozent. Wenig Bewegung auch bei SPD und CDU.

Die SPD erreicht demnach 18,5 Prozent – 0,7 Punkte weniger als 2016. Fast gleichauf die CDU mit 18 Prozent (-1,3%). In Schlagdistanz: die AfD mit 16,5 Prozent (-1,7%). Sichtbar verbessern kann sich die FDP, deren Anteil von 7,3 auf 9,5 Prozent steigen würde. Auch die Linke baut nach jüngsten Berechnungen ihren Anteil aus. Derzeit werden 6,5 Prozent (+1,7%) gemessen.

Grün im Süden – Dreikampf im Norden

Die Vorsprünge in Mannheims Stadtbezirken verteilen sich recht unterschiedlich. So scheinen die Grünen in allen Regionen südlich des Neckars fest im Sattel zu sitzen. Besonders hohe Werte generieren sie in Innenstadt-Jungbusch und der Schwetzingerstadt-Oststadt. Beide Gebiete werden dem südlichen Wahlkreis zugeordnet. Hier sitzt Elke Zimmer (Grüne) bereits seit 2016 im Landtag – und dürfte nach aktuellen Zahlen das Direktmandat für die Grünen auch verteidigen.

Parteivorsprünge Ludwigshafen & Mannheim

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Mit größerer Spannung wird der Kampf um das Erstmandat im nördlichen Wahlkreis erwartet. AfD-Mann Rüdiger Klos gewann hier 2016 das Direktmandat mit nur 406 Stimmen Vorsprung gegen Stefan Fulst-Blei (SPD). Auf dem Stimmzettel im Mannheimer Nordwahlkreis wird Klos allerdings nicht mehr gelistet sein. Er kandidiert stattdessen im aus AfD-Sicht weitaus weniger erfolgsversprechenden Wahlkreis Tuttlingen-Donaueschingen.

Umkämpfter Norden: Am Ende entscheidet der Mobilisierungserfolg in den Stadtbezirken wer das Erstmandat gewinnt

Mit von der Partie ist erneut SPD-Kandidat Stefan Fulst-Blei. Er gilt nach gegenwärtiger Auswertung neben Grünen-Kandidatin Susanne Aschhoff und Robert Schmidt (AfD) als Favorit für das Direktmandat. Alle drei Bewerber trennen nur wenige Punkte.

Grünen-Frau Aschhoff genießt aktuell den größten Rückhalt im Bereich der Neckarstadt. Die Stadtbezirke Neckarstadt-Ost und -West machen aktuell ungefähr 28 Prozent aller mobilisierten Stimmen im Wahlkreis aus. Die Grünen müssen in den Quartieren Schönau und Waldhof (machen zusammen rund 24% aller aktuellen Stimmen aus) allerdings mit einem erheblichen Defizit kämpfen. In beiden ist das grüne Potenzial beschränkt und stachen 2016 als AfD-Bastion hervor.

Doch für die AfD ist es mitunter herausfordernder geworden die Wählermilieus von 2016 im gleichen Maße wieder zu mobilisieren. In der AfD-Hochburg Vogelstang beispielsweise wird Mannheim-weit die geringste Zunahme der Wahlmotivation gemessen. Schönau und Waldhof, immerhin 2016 noch mit blauem Vorsprung belegt, weisen laut gegenwärtiger Datenlage wieder einen leichten SPD-Vorsprung auf.

Am Ende werden die Mobiliserungserfolge in den Stadtbezirken ganz gewiss den Ausschlag geben. Ob Susanne Aschhoff erstmalig ein grünes Direktmandat im Mannheimer Norden gewinnt hängt von der Arithmetik im Wahlkreis ab: genügen ihre hohen Werte im Südteil des Wahlkreises, um am Ende vorne zu liegen? Oder gelingt es SPD-Mann Fulst-Blei die AfD-Bastionen in Gänze zu drehen, womit das SPD-Direktmandat greifbarer wäre? Oder kann die AfD mit Robert Schmidt abermals an den Überraschungserfolg von 2016 anknüpfen?