WAHLKREISPROGNOSE.DE I 13. JUNI 2020

Zwischen dem 2. und 9. Juni wurden SPD-Mitglieder danach befragt, wer die SPD-Kanzlerkandidatur für die nächste Wahl übernehmen soll. Ein weiterer Befragungsschwerpunkt lag darauf zu identifizieren, für wie Kanzlerkandidaten-fähig die Mitglieder verschiedene Akteure halten. Befragt wurde außerdem nach der Zufriedenheit mit bekannten SPD-Politikern.

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Geeignete/-r Kanzlerkandidat/-in: Mehrheit der Mitglieder halten Mützenich und Parteichefs für ungeeignet

Den meisten in der Befragung genannten SPD-Politikern wird die Rolle der Kanzlerkandidatur zugetraut.

Für am stärksten geeignet halten die Mitglieder Bundesfinanzminister Olaf Scholz (85%). Manuela Schwesig, Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, halten 75 Prozent für eine geeignete Kanzlerkandidatin. Danach folgen Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (69%), Malu Dreyer (66%) und Stephan Weil (61%).

Fraktionschef Rolf Mützenich halten 31 Prozent der Mitglieder für einen geeigneten Kanzlerkandidaten, 56 Prozent tun es nicht. 17 Prozent sind der Meinung, Parteichef Norbert Walter-Borjans sei ein geeigneter Kanzlerkandidat (Ungeeignet: 60%). Nur 7 Prozent halten Saskia Esken für geeignet (ungeeignet: 84%).

Gewünschte/-r Kanzlerkandidat/-in: Mehr als die Hälfte setzt auf Scholz

Auf die Frage, wer die nächste Kanzlerkandidatur übernehmen soll, hat die SPD-Mitgliedschaft eine klare Präferenz: 57 Prozent sprechen sich für Olaf Scholz aus. Mit großem Abstand folgt Franziska Giffey (16,5%). Ihr Kabinettskollege Heiko Maas kommt auf 11 Prozent. 6 Prozent sprechen sich für Rolf Mützenich aus. Die Vorsitzende Saskia Esken erreicht 3 Prozent. Auf Norbert Walter-Borjans entfallen 2 Prozent.

Bei weiblichen Mitgliedern (58,5%) erreicht Olaf Scholz etwas bessere Werte als bei Männern (56%). Die Präferenz für Franziska Giffey ist bei beiden Geschlechtern ausgeglichen. Für Rolf Mützenich wiederum sprechen sich eher Männer (8%) als Frauen (4%) aus.

Auch bei Mitgliedern über 60 kommt Rolf Mützenich besser an als bei Jüngeren. Olaf Scholz führt derweil in allen Alterskategorien mit großem Abstand. Besonders jüngere Parteimitglieder sprechen sich stärker für Franziska Giffey (21,5%) und Heiko Maas (16,5%) aus.

Olaf Scholz erfährt erheblichere Zustimmung bei Anhängern des Seeheimer Kreises (66%) und solchen, die sich keiner Strömung zugehörig fühlen (57,5%). 50 Prozent der Linken sprechen sich für Scholz aus. Unter Linken sind die Zustimmungsraten für Mützenich (12%) und Esken (8%) höher als bei allen anderen. Giffey und Maas haben die meisten Fans bei Anhängern des Reformerflügels.

Bei den Werten aufgeschlüsselt nach einzelnen Regionen, fällt die Präferenz für Scholz in Norddeutschland, Niedersachsen/Bremen und im Osten überdurchschnittlich aus. Franziska Giffey erreicht im Osten ebenfalls signifikant bessere Werte. Im mitgliederreichen Nordrhein-Westfalen genießen Rolf Mützenich und Norbert Walter-Borjans stärkeren Rückhalt als anderswo.

Bewertung der politischen Arbeit: Scholz, Lauterbach und Kühnert sind die Aufsteiger – Saskia Esken und Rolf Mützenich stürzen dramatisch ab

Verglichen mit der Umfrage unter Mitgliedern im Oktober 2019 gibt es deutliche Verschiebungen bei den Popularitätswerten. Damals lagen Olaf Scholz Zufriedenheitswerte im Mittelfeld. Inzwischen hat er sich zum beliebtesten Politiker avanciert: 90 Prozent der Mitglieder geben an mit Scholz Arbeit zufrieden zu sein, 33 Punkte mehr als im Oktober.

Auf je 86 Prozent Zufriedenheit stoßen die Politikerinnen Malu Dreyer (Oktober: 88%) Franziska Giffey (unverändert) und Manuela Schwesig (Oktober: 81%).

Deutlich an Popularität gewonnen haben Hubertus Heil mit 82 Prozent (+13%), Stephan Weil mit 78 Prozent (+15%) und Heiko Maas mit 75 Prozent (+18%).

Neben Scholz gehören auch Gesundheitsexperte Karl Lauterbach und Juso-Chef Kevin Kühnert zu den größten Aufsteigern. Mit Lauterbach sind 69 Prozent (+36%) zufrieden – mit Kühnert 59 Prozent (+30%).

Drei SPD-Politiker werden dagegen von den Mitgliedern jetzt deutlich schlechter bewertet: darunter Rolf Mützenich, dessen Arbeit zu 49 Prozent (-26%) positiv gesehen wird (Negativ: 37%).

Dem amtierende Vorsitzendenduo werden überwiegend schlechte Zeugnisse ausgestellt. Mit Norbert Walter-Borjans sind 22 Prozent (Oktober: 37%) der Mitglieder zufrieden – 66 Prozent sind unzufrieden. Lediglich 12 Prozent bewerten die Arbeit von Saskia Esken positiv – 80 Prozent nicht.

Selbst unter Mitgliedern, die bei der Stichwahl für das Duo Esken/Walter-Borjans votierten, überwiegt die Unzufriedenheit. Mit Walter-Borjans sind 26 Prozent und mit Esken 16 Prozent der früheren Anhänger zufrieden.

INFO ZUR UMFRAGE

METHODIK: SocialPoll/Zielgruppenbasierte Online-Umfrage

BEFRAGTE: N=1745, darunter 1012 SPD-Mitglieder

DATENGRUNDLAGE: 933 SPD-Mitglieder
ZEITRAUM: 02.06.-09.06.2020

GEWICHTUNG: dort wo nötig wurden die Rohdaten nach Statistiken zur SPD-Mitgliederstruktur (Alter, Geschlecht, Landesverbände) sowie dem Wahlverhalten bei der SPD-Vorsitzwahl (2019) gewichtet

ROHDATEN IM DATENSATZ NACH STRÖMUNG: Die Mehrheit der Umfrage-Teilnehmenden (58%) fühlen sich keiner Strömung innerhalb der SPD zugehörig. 21,5 Prozent bekennen sich insgesamt zum linken Parteiflügel. Dem pragmatisch-konservativen Seeheimer Kreis nahestehend stufen sich 17,5 Prozent aller Mitglieder ein. 3 Prozent ordnen sich den Reformern zu.

ROHDATEN IM DATENSATZ NACH ALTER: Mitglieder unter 30: 16,2% (real: 12,8%) I Mitglieder 30 bis 60: 45,6% (real: 44,2%) I Mitglieder über 60: 38,2% (real 43,1%)

ROHDATEN IM DATENSATZ NACH GESCHLECHT: weibliche Mitglieder: 35,3% (real: 32%) I männliche Mitglieder: 64,7% (real: 68%)